[Rezension] Fotografieren wie ein Profi - Björn Göttlicher


"Fotografieren lernst du am besten in der Praxis." In diesem Buch begleiten wir einen Berufsfotografen zum Auftrag on location, bei freien künstlerischen Projekten und bei seinen Gedanken zur Fotografie. Ob Björn Göttlicher ein Porträt anfertigt, eine Veranstaltung fotografisch dokumentiert oder ein privates Projekt verfolgt: Wir sind ganz nah dabei und gewinnen Einblicke in den Alltag eines Berufsfotografen. Fesselnde Storys warten auf uns! Die etwas andere Fotoschule verspricht uns ein vielseitiges Fotopraktikum, bei dem wir hinter die Kulissen schauen können und erfahren, worauf es handwerklich ankommt und wo die Kunst beginnt.

Wie vom Rheinwerk Verlag gewohnt kommt auch dieses Buch in solider Qualität und ansprechender Haptik daher, was beim Lesen einfach nur Freude macht. Mein ganz persönliches Plus: Ein Lesebändchen aus Stoff, sodass man immer weiß, wo man aufgehört hat oder sich interessante Passagen vormerken kann. Direkt am Anfang fällt auf "Ja, dieses Buch ist tatsächlich anders" und das nicht nur, weil wir als Leser von Björn Göttlicher immer wieder direkt angesprochen werden, sondern auch durch lebhafte Fotografie, die mehr ist als eine bloße Anleitung. Ich habe eine nett ‚aufgehübschte’ Abhandlung über Fotografie erwartet, die aber über den Standard nicht hinauskommt. Bekommen habe ich ein regelrechtes Praktikum bei einem Berufsfotografen, der sich nicht nur auf schöne Bilder, sondern vor allem auch ansprechende Textgestaltung für den Fotografieneuling versteht.
Allein ein Blick auf die Topics verrät: hier finden wir mehr als bloße Standartfotografie.
  •  Faszination Fotografie
  • Licht und Belichtung
  • Schärfe und Unschärfe
  • Blitz
  • Farbe
  • Schwarzweiß
  • Bildgestaltung
  • Portraits
  • Landschaft und Natur
  • Stadt und Street
  • Events und Action 

Klar, einige Sachen hat man vielleicht schon gehört oder selbst ausprobiert – aber garantiert nicht so. Besonders begeistert hat mich der unterhaltsame, manchmal sogar leicht ironische Schreibstil, denn es gibt nichts Schlimmeres als langweilige Bücher! Wusstest ihr schon, dass Portraits eigentlich "wie Architektur funktionieren, aber weglaufen können"? Klasse! Oder?
Selbstverständlich führt Euch der Index mit den wichtigsten Stichwörtern auch ohne Lesrichtung durchs Buch, trotzdem empfehle ich, sich ganz ‚klassisch’ von vorne bis hinten durchzuarbeiten, denn es liest sich sehr viel besser als ein ‚normales’ Sachbuch.

Björn Götticher beginnt mit den allgemeinen Fragen der Fotografie: Was bedeutet überhaupt ‚richtig fotografieren’? Was macht ein schönes Bild aus? Schritt für Schritt werden wir dann in den folgenden Kapiteln an das herangeführt, was ein echter Fotograf eben so können muss. Am Schluss werden wir sogar mit einem Praktikumszeugnis belohnt – jippie!

Dabei bleibt der Profi stets alles andere als schulmeisterlich, vermerkt viele Tipps oder Anekdoten am Rande, die einen auch mal schmunzeln lassen. So findet jeder garantiert sein Lieblingsthema, spätestens wenn er die tollen Bildunterschriften liest. Wer wie ich eine Schwäche für Kunst hat, wird bei einer „Abendstimmung auf dem Land in Brasilien. Ein Mann sitzt auf der Schwelle seines Hauses und genießt die Abendfrische“ schwach und an die ganz Großen, wie Cezanne oder Pissaro, erinnert.

Als Fazit kann ich deshalb nur sagen: Aufgeschlagen und Losgelesen! Ich freue mich schon sehr darauf, die Tipps und Tricks vom Profi in die Tat umzusetzen. Es ist einfach total spannend, nicht nur erklärt zu bekommen, wie man was wo macht, sondern mit Geschichten aus dem echten Leben unterhalten zu werden. Eine klare Leseempfehlung für die, die auch vor einem 469 Seiten dicken Sachbuch nicht zurückschrecken. Achso, und hier noch ein kleiner Tipp von mir: Überseht nicht das Bonuskapitel für Iphoneografie und Filmen auf der Webkatalogseite.


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