Die Semesterferien sind vorbei – und jetzt?
Tja, diese Frage stellt sich wohl jeder von uns Studenten
irgendwann, irgendwo, irgendwie. Jedes Semester. Von Bundesland zu Bundesland
unterschiedlich neigen sie sich erbarmungslos dem Ende zu: die heiß geliebten
Semesterferien. In Rheinland-Pfalz ist es am 16. Oktober so weit, das sind
immerhin noch gute zehn Tage, trotzdem holt mich so langsam der alljährlich Semesterbeginnblues ein. Was wollten
wir nicht alles unternehmen und erledigen in diesen Semesterferien? Wenn man
jetzt mal einen Blick auf die To Do Liste wirft, ist das Resultat meistens
traurig. Früher, während der Schulzeit, habe ich mir immer fest vorgenommen,
innerhalb der längsten Ferien überhaupt, den Sommerferien, ganz viel für das
kommende Schuljahr vorzubereiten. Dreimal dürft Ihr raten. Klar, gemacht habe
ich das natürlich nie. Naja, durchgekommen bin ich trotzdem und heilfroh, dass
man sich bei meinen Studiengängen, abgesehen von Hausarbeiten, zwischen den
Semestern gar nicht vorbereiten kann.
Vielleicht ist es ja auch gar nicht so schlimm, wenn man
nicht immer einen strikten Plan
Punkt für Punkt abarbeitet, sondern auch einfach mal in den Tag hineinlebt. Ich
denke, hier ist wie so oft Ausgeglichenheit
das Beste. Wer kennt das nicht? Der oder die Kommilitonin aus dem letzten
Semester hat die freie Zeit dazu genutzt, gefühlte 343743892901 Länder zu
bereisen und schickt jeden Tag aufregendere Fotos. Ich persönlich gönne es
diesen Menschen aus ganzem Herzen, da ich nicht diese Rastlosigkeit verspüre. Für
mich bedeutet es Entspannung und
Erholung, wenn ich mal ein paar Tage zur freien Verfügung habe und ich
endlich mal die Zeit finde, ausgiebig zu lesen oder mit dem Hund rauszugehen.
Nun möchte ich aber nicht darüber reden, was wer in den
Semesterferien gemacht hat, denn ich schreibe diesen Beitrag vielmehr wegen
diesem seltsamen Gefühl, dass mich jedes Mal zu Ferienende überfällt. Es ist
schwer fassbar und erst recht schlecht beschreibbar, aber vielleicht könnt Ihr
trotzdem ein kleines bisschen verstehen, was ich meine. Ich kann mich über
meine Semesterferien ganz und gar nicht beklagen. Ich hatte die perfekte
Mischung aus Action und Gemütlichkeit
und nicht das Gefühl, DIE eine Sache nicht
geschafft zu haben. Meine Highlights
waren neben vielen kleinen Sachen der Besuch in meiner Lieblingsstadt Amsterdam und ein Wellnessurlaub. Ansonsten bin ich schon voll und ganz zufrieden,
wenn ich die Zeit zusammen mit Menschen verbringen kann, die mir nahestehen.
Und trotzdem ... trotzdem ist da dieses Etwas, das mir nachts
ab und zu auf die Seele drückt. Je näher das Semester rückt, desto öfter. Vielleicht
liegt es gerade daran, dass ich eigentlich voll und ganz zufrieden bin und nicht
weiß, wo mich diese letzten zehn freien Tage hinführen sollen. Da kann man ja
nicht einfach nichts machen, oder? Ich habe das Gefühl, dass mir die Zeit
zwischen den Fingern zerrinnt und ich sie unbedingt aufhalten muss. Es gibt
nichts mehr, was noch erledigt werden muss, aber anstatt einfach sorgenfrei in
das neue Semester zu starten, ist da diese Leere
in mir.
Da ich dieses komische Gefühl von mir schon kenne, weiß ich
auch, dass das nach den ersten Wochen vorbei sein und ich wieder ganz in den
neuen Anforderungen aufgehen werde. Schließlich ist es ja nicht so, dass sich
bei dem Gedanken an die Uni alles in mir sträubt. Im Gegenteil. Im
Studentenleben ist immer etwas los und man sieht Freunde wieder, die man viel
zu lange nicht getroffen hat. Allen voran freue ich mich auf Celine von theprintrovert und viele
fuchstastische Gespräche. Ich denke, wir alle müssen erst einmal wieder ein
Mindestmaß an Disziplin ausgraben und unsere Auffassungsgabe über Angenehmes
hinaus erweitern. Ich gebe gerne zu, dass ich in den zwei Monaten mit Freunden
aus dem Lehralltag ausgestiegen bin und mich wieder neu fokussieren muss.
Und ich muss sagen, eins kann ich ja so gar nicht leiden:
Nämlich, wenn andere das Studentenleben als Leben auf dem Ponyhof abtun. Natürlich führen wir kein schwereres
Leben als andere und haben auch kein Mitleid verdient, wozu auch? Haben wir uns
nicht alle freiwillig dazu entschieden, diesen Weg zu gehen? Aber wir führen
eben auch kein täglich ausuferndes Partyleben, in dem jeder nur das machen
muss, wonach ihm der Sinn steht und im Grunde genommen noch einmal sechs Jahre
Kindergarten nach dem Abitur durchlebt. Ich bitte Euch, das ist doch irgendwie
lächerlich. Ich habe vollsten Respekt vor jeder Form der Bildung und
Weiterbildung, vor jedem, der auf eigenen Füßen steht und einen Blick über den
Tellerrand hinaus wagt. Doch bitte, liebe Studentenhasser, denkt doch noch
einmal darüber nach, was Ihr da so von Euch gebt. Die sogenannten „Semesterferien“
gibt es eigentlich gar nicht und es heißt nicht umsonst "Vorlesungsfreie Zeit". Natürlich kann man je nach Semester und
Studiengang mehr oder weniger Däumchen drehen und genug schöne Dinge erleben.
Doch man muss auch bedenken, dass man dann auf einen Schlag mit Arbeit
überhäuft wird. So geht es zumindest mir, wenn alle Dozenten meinen, man könne
doch Hausarbeiten einfach während der Prüfungsphase schon schreiben und noch
das ein oder andere klitzekleine Referat halten.
Also: Wir wollen kein Mitleid, aber ein bisschen Respekt,
wie ihn jeder verdient hat, wäre schön.
Was soll ich sagen? Mein eigentliches Anliegen, mir diese
Leere von der Seele zu schreiben, hat nur so semigut geklappt. Dennoch hat mich
diese Miniselbstreflexion geholfen, mich wieder mehr auf das neue Semester und
die kommenden Herausforderungen zu freuen und hoffe, ich konnte dem ein oder
anderen von Euch auch ein bisschen Power schenken.
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